11. November 2025 /

Katrin Fleischmann

Sonderpreis Kinderbuch für Isla Wynter – tolino media All-time Favorites Award 2025

Blogbeitragsbild zum Interview mit Isla Wynter

Der Sonderpreis Kinderbuch des tolino media All-time Favorites Award 2025 geht an Isla Wynter. In ihrem berührenden Kinderbuch erzählt sie die Geschichte eines kleinen Hasen und seines Opas, der immer mehr vergisst. Behutsam und kindgerecht thematisiert Isla dabei Demenz, Erinnerungen und die Bedeutung von Zusammenhalt. Im Interview spricht sie mit uns über die Hintergründe des Buches, die Herausforderungen beim Schreiben und über die bewegenden Reaktionen ihrer Leser*innen.


Was war deine Reaktion auf die Auszeichnung? Worüber hast du dich am meisten gefreut?

Ich war völlig überrascht, überhaupt auf der Longlist zu stehen – und als ich dann auf der Shortlist landete, konnte ich es kaum glauben. Bei der Preisverleihung saßen mein Partner und ich auf dem Sofa, er hielt fest meine Hand, und wir warteten gespannt, während erst die Top 3 Bücher des All-Time Favorites Awards verkündet wurden.

Eines meiner Erwachsenenbücher war ebenfalls nominiert, hatte aber leider nicht gewonnen. Ich hatte mich also innerlich schon damit abgefunden, leer auszugehen – und dann begann das Jurymitglied plötzlich von einem Hasen und einem Bilderbuch zu sprechen. In dem Moment wusste ich: Das bin ich! Ich fing an zu zittern, und als mein Cover auf dem Bildschirm erschien, habe ich laut aufgeschrien und gejubelt.

Wir haben sofort mit alkoholfreiem Sekt angestoßen und uns riesig gefreut – nicht nur, weil es ein Preis ist, sondern weil mir dieses Buch unglaublich am Herzen liegt. Kinderbücher bekommen oft nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie Bücher für Erwachsene, und deshalb war es für mich etwas ganz Besonderes, gerade für dieses Herzensprojekt ausgezeichnet zu werden.

Wie kam es dazu, dass du ein Kinderbuch über Demenz geschrieben hast? Gab es einen Auslöser oder eine persönliche Geschichte dahinter?

Ja, tatsächlich gab es eine sehr persönliche Inspiration. Meine eigene Großmutter erhielt vor einigen Jahren die Diagnose Demenz. In dieser Zeit fragte ich mich, wie mein Cousin das seinem kleinen Sohn erklären sollte – warum sich die Uroma plötzlich anders verhält, vielleicht Dinge vergisst oder emotionaler reagiert. Da ich einen Hintergrund als Wissenschaftsjournalistin habe, war mein erster Impuls, alles analytisch anzugehen. Aber ich merkte schnell, dass es für Kinder einen anderen Weg braucht: einen einfachen, emotional zugänglichen Ansatz, der ohne große Fachbegriffe auskommt.

Also habe ich mich entschieden, ein Kinderbuch darüber zu schreiben, das diese Grundemotionen einfängt: Dass die geliebte Person immer noch da ist, auch wenn sie sich verändert. Dass es okay ist, manchmal traurig oder verwirrt zu sein, aber dass die Liebe bleibt. Und dieses Projekt hat mir selbst sehr geholfen, mit der Situation umzugehen – und ich hoffe, es hilft auch anderen.

Wie bist du an die Herausforderung herangegangen, Kindern so ein schwieriges Thema verständlich zu machen?

Am Anfang bin ich tatsächlich ein bisschen wie eine Journalistin an die Sache herangegangen: Ich habe recherchiert, mir Notizen gemacht und Mindmaps erstellt. Doch dann habe ich gemerkt, dass all diese komplexen Punkte viel zu kompliziert waren, um sie Kindern zu vermitteln. Und dass es letztendlich auch für mich persönlich besser wäre, mich auf das Wichtigste zu konzentrieren.

Also habe ich alles auf das Wesentliche reduziert: die emotionale Seite, den Gedächtnisverlust, der sich nach und nach verstärkt, und die Veränderungen im Verhalten der betroffenen Person. Mit diesen einfachen Bausteinen habe ich dann eine Geschichte gebaut. Ich wollte bewusst keinen menschlichen Protagonisten wählen, sondern etwas Niedliches, etwas, das Kindern Spaß macht. So entstand die Geschichte von Großvater Hase und seinem Enkel Ben, inspiriert von meinem eigenen Haustier-Hasen. Nachdem die Geschichte stand, habe ich die Illustrationen dazu erstellt, und so wurde daraus ein Kinderbuch, das inzwischen in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

Wie war das Feedback bisher? Gab es Reaktionen, die dich besonders berührt oder überrascht haben?

Bisher war die Resonanz wirklich überwältigend positiv. Ich habe so viele schöne Rückmeldungen bekommen, in denen Leserinnen und Leser erzählt haben, wie hilfreich sie das Buch fanden. Viele meinten, dass es ihnen geholfen hat, Kindern den Umgang mit Demenz auf eine verständliche und einfühlsame Weise näherzubringen. Und was mich besonders gefreut hat, war, dass auch Erwachsene das Buch als hilfreich empfunden haben. Tatsächlich wurde die englische Originalversion sogar einmal von Sarah Ferguson, der Duchess of York, auf YouTube vorgelesen, was mir noch einmal neue Leser*innen beschert hat. Für mich ist jede einzelne Person, der das Buch hilft, ein ganz besonderes Geschenk. Es zeigt mir, dass eine Geschichte wirklich etwas bewirken kann.

Was hoffst du, bleibt Kindern und Erwachsenen nach dem Lesen des Buches besonders in Erinnerung?

Ich hoffe, dass sie sich daran erinnern, dass die geliebte Person trotz der Demenz immer noch da ist – dass Teile von ihr weiter existieren. Ich möchte, dass das Buch Hoffnung gibt, dass Demenz nicht bedeutet, dass alles vorbei ist, sondern dass man trotzdem noch viele wertvolle Jahre miteinander haben kann. Es soll Mut machen, darüber zu sprechen – mit Erwachsenen, mit anderen Kindern, mit Geschwistern. Und ich hoffe, dass meinen Leser*innen vor allem der kleine Hase in Erinnerung bleibt, der versucht, seinem Opa zu helfen – und dass diese Geschichte zeigt, dass es immer Wege gibt, füreinander da zu sein.

Was ist dir bei der Gestaltung eines Kinderbuches besonders wichtig, sowohl im Hinblick auf den Text als auch auf die Bilder?

Inzwischen habe ich etwa 20 Kinderbücher geschrieben und veröffentlicht und dabei viel gelernt. Am Anfang dachte ich, es sei einfacher, ein Kinderbuch zu schreiben, weil es so viel kürzer ist als ein Roman für Erwachsene. Aber ich habe festgestellt, dass es oft sogar herausfordernder ist: Man muss eine ganze Geschichte auf wenige Seiten verdichten und trotzdem einen klaren Anfang, eine Mitte und ein Ende haben.

Mir ist wichtig, dass meine Kinderbücher nicht nur unterhaltsam sind, sondern auch etwas Lehrreiches vermitteln – sei es Themen wie Depression, Einsamkeit oder Umweltschutz. Aber das soll nie wie ein Lehrbuch wirken. Kinder sollen Spaß daran haben, die Geschichten zu lesen, die Charaktere niedlich finden und am Ende sagen: „Mama, lies mir das noch mal vor!“

Dabei müssen Text und Illustrationen Hand in Hand gehen. Die Bilder unterstützen den Text und bringen zusätzliche Elemente ein, sodass beides zusammen ein stimmiges Lesevergnügen ergibt. Letztlich sollen es Geschichten sein, die im Kopf bleiben und Kindern Mut machen, über ihre Gefühle zu sprechen.

Warum hast du dich für tolino media entschieden?

Ich finde das Konzept von tolino media großartig, weil es mir ermöglicht, meine Bücher in einer Vielzahl von Buchhandlungen anzubieten – von großen Ketten wie Thalia und Hugendubel bis hin zu kleineren Läden. Mir ist es wichtig, dass meine Bücher nicht nur auf einer einzigen Plattform verfügbar sind. Mit tolino media kann ich sicherstellen, dass Leser*innen sie in vielen deutschen Buchhandlungen finden können.

Außerdem schätze ich das tolino media Team sehr – sie sind immer hilfsbereit, unterstützen Selfpublishing-Autor*innen und geben uns die Möglichkeit, unsere Bücher wirklich breit zu streuen. Da ich in Schottland lebe, kann ich nicht einfach in deutsche Buchhandlungen gehen, um meine Bücher selbst dort hinzubringen. Tolino media bietet mir die ideale Lösung, das aus der Ferne zu managen. Deshalb arbeite ich sehr gern mit ihnen zusammen.


Neugierig auf den Kinderbuch-Gewinnertitel? Hier geht’s zum Buch:

Cover von Großvater Hase vergisst alles! von Isla WynterOpa Hase verhält sich seltsam. Er vergisst, wo er die Karotten hingelegt hat. Er sitzt in einem Blumentopf und weiß nicht, warum. Und eines Tages vergisst er sogar Bens Namen. Was ist mit Opa Hase los? Der Arzt sagt, es sei Demenz, aber was bedeutet das? Und was kann Ben tun, um seinem Großvater zu helfen? Dieses illustrierte Kinderbuch hilft Kindern dabei, Demenz besser zu verstehen. Anhand der einfühlsamen Geschichte von Großvater Hase und seinem Problem mit der Vergesslichkeit können Kinder lernen, diese komplexe Krankheit besser zu verstehen und wertvolle Hilfsmittel und Techniken für den Umgang mit und die Unterstützung von Familienmitgliedern, die an Demenz erkrankt sind, zu erlernen.

Weitere Informationen zu der Autorin Isla Wynter findet ihr auf Instagram, Facebook oder auf ihrer Website.

Ihr wollt mehr über den All-time Favorites Award erfahren? Schaut euch unsere Blogbeiträge dazu an.

Und wenn ihr Isla Wynter einmal live erleben möchtet: Schaut euch ihre Lesung auf unserem YouTube-Kanal an!

Geschrieben von

Katrin Fleischmann

Katrin studierte Germanistik in München. Bei tolino media ist sie als Content & Social Media Managerin im Bereich Marketing, Social Media und Support tätig.

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