4. Oktober 2016 /

GastautorIn

8 erfolgreiche PR-Strategien für Selfpublisher

PR-Strategien

Das beste Buch verkauft sich schlecht, wenn keiner davon weiß. Viele Autoren versuchen deshalb, ihre Büchern in den Medien zu platzieren. Zeitungen, Magazine und auch das TV haben in Deutschland nach wie vor eine hohe Glaubwürdigkeit. Wer eine lobende Rezension eines von den Lesern geschätzten Journalisten erhält, kann deshalb mit guten Verkäufen rechnen – und hat gleichzeitig auch noch ein Zitat für den Klappentext. Doch wie überzeuge ich die Journalisten, gerade über mein Buch zu berichten? Was funktioniert? Und wovon lasse ich besser die Finger? Acht Tipps sollen euch helfen, eure eigene PR-Strategie zu entwickeln.

1. Die lokale Karte spielen

Klar, welcher Autor will seinen Namen nicht in „Der Spiegel“, der „FAZ“ oder der „Süddeutschen Zeitung“ lesen? Überregionale Medien versprechen eine gigantische Reichweite, sie sind aber schwer vom eigenen Thema zu überzeugen. Zu viele Nachrichten konkurrieren darum, abgedruckt zu werden, selbst die Neuerscheinungen der etablierten Verlage mit ihren professionellen PR-Abteilungen kämpfen um den wenigen Platz. Zudem sehen die Redakteure im selbstpublizierten Buch oft nicht die Relevanz für ihre national ausgerichteten Medien. Warum sollte sich ein „FAZ“-Abonnent plötzlich für das selbstverlegte Buch eines Autors aus dem westfälischen Appelhülsen interessieren? Es ist deshalb besser, die Journalisten der Heimatzeitung anzusprechen. Hier hat man als Autor dann plötzlich eine Nachricht. Denn natürlich interessiert es die Appelhülsener, wenn ein Buch in ihrer Region spielt oder zumindest der Schreiber aus ihrer Heimat stammt. Über ein solches Thema berichtet der „Appelhülsener Anzeiger“ sicherlich gerne, denn eine solche Story hat er nicht jeden Tag.

2. Tue Gutes und lese darüber

Jedes kleine Kaff hat sein Kulturzentrum oder seine Gemeindebücherei. Wer hier eine Lesung für einen guten Zweck organisiert, kann einen interessanten Newswert erzeugen. Wer die lokalen Redaktionen im Vorfeld auf die Veranstaltung hinweist, hat gute Chancen, dass abends ein Journalist vorbei kommt, um über Autor und Event zu berichten. Weniger gut funktioniert das in den großen Städten, da hier meistens zu viele Veranstaltungen miteinander konkurrieren. Aber in Appelhülsen – warum nicht? Eine Veranstaltung, die Bedürftigen zugute kommt rentiert sich außerdem immer – auch wenn nachher doch keiner darüber berichtet hat.

3. Auf den fahrenden Zug springen

Eine weitere Möglichkeit, in die Medien zu kommen, ist es, schon bei der inhaltlichen Ausrichtung des Buchs an die spätere PR zu denken. So lässt sich ein Thema aufgreifen, von dem man sicher sein kann, dass es ohnehin in der Presse besprochen wird. Man springt quasi auf einen schon fahrenden Zug auf und hofft, dass das Buch einfach mitkommuniziert wird. So erschienen 2014 zahlreiche Bücher zum Beginn des 1. Weltkriegs, der bekanntlich hundert Jahre zurücklag. Nicht nur eine runde Zahl, sondern auch eine runde Sache, denn die Verlage konnten sich sicher sein, dass der Kriegsbeginn ein großes Thema in den Medien werden würde und dass Autoren als Experten gefragt sein würden. Florian Illies war besonders clever: Er veröffentlichte schon ein Jahr zuvor sein Buch „1913“, denn schließlich jährte sich auch das letzte Friedensjahr zum hundertsten Mal. Da er der Einzige war, der mit einem solchen Thema in die Öffentlichkeit ging, konnte er sich sogar über ein ungeteiltes Medieninteresse freuen.

4. Gerätst du in einen Skandal – nutze ihn!

Die Aufmerksamkeit der Gatekeeper, also der Journalisten, ist alles, wenn man über sich und sein Buch in den klassischen Medien lesen will. Doch was, wenn E-Mails, Anrufe und auf die Reise geschickte Brieftauben ignoriert werden? Auch etablierte Verlagsautoren müssen sich einiges einfallen lassen, um in dem kollektiven Gebrüll wahrgenommen zu werden. So verschicken Krimiautoren schon mal Graberde, die aus Briefumschlägen rieselt, an die Redaktionen, auch von blutgetränkten Glaceehandschuhen, Drohbriefen und Vodoo-Puppen habe ich gehört. Ich selbst habe es einmal mit fingierten Todesanzeigen versucht. Die Aktion hat mir zwar eine Menge Publicity eingebracht, aber auch zahlreiche schlaflose Nächte (Wer’s nachlesen will, die Journalistin Nadine Luck hat die Geschichte einmal aufgeschrieben: sumago.de/markus-ridder-shitstorm-erfolg). Wichtig ist es jedenfalls, aus der Masse der 90.000 Bücher herauszustechen, die jedes Jahr erscheinen.

5. Erfolgreich sein

Die beste Möglichkeit, um sich abzuheben, ist so schlicht wie banal: Erfolgreich sein. Wer regelmäßig die ersten Plätze in den Bestsellerrankings belegt und im Internet auffindbar ist, kann sich sicher sein: Irgendwann rufen die Journalisten von alleine an. Die Medien wollen immer mit denen reden, die oben sind. Die Weisheit der Massen (verkaufte Bücher) wird zum Ausweis der Qualität. Berichtenswert ist offenbar allein der Erfolg, vor allem die bunten Blätter und Talkshows leben davon. Auf diese Weise haben es auch deutsche Selfpublisher schon in die etabliertesten Medien geschafft, TV inklusive. Die Geschichte, welche die Journalisten erzählen wollen, ist dabei immer wieder dieselbe: Wie hast du nur diesen sagenhaften Erfolg auf die Schiene gesetzt? Das Dumme: Wir brauchen die PR ja gerade, um erst erfolgreich zu werden! Doch leider gilt auch hier – wie übrigens auch im Bestsellerranking –: the winner takes it all! Sprich: Die PR macht die Erfolgreichen noch erfolgreicher.

6. Zum Hörer greifen

Natürlich sollten man seine Unterlagen zum Buch auch in schriftlicher Form vorliegen haben. Die Erfahrung zeigt aber, dass es wenig bringt, einfach die selbstverfasste Pressemitteilung an redakation@appelhuelsener-anzeiger.de zu schicken. In den Redaktionen gehen einfach zu viele Mails dieser Art ein, sodass die Gefahr groß ist, direkt im Papierkorb zu landen. Besser ist es, zum Hörer zu greifen und sich zum Redakteur durchzufragen, der für das Thema verantwortlich ist, also bei Belletristik den Kultur- oder Feuilletonredakteur. Erst wenn man mit seinem Thema am Telefon überzeugt hat, sollte man weitere Infos an die E-Mail-Adresse des jeweiligen Ansprechpartners schicken bzw. das Buch versenden.

7. Papier ist das neue sexy

Das werden die tolino-Kollegen sicherlich ungerne lesen, leider muss es aber sein: Wer die klassischen Medien erreichen will, ist mit einem gedruckten Buch besser dran, als mit der E-Book-Variante. Denn die Chance ist gering, dass der ältere Kollege aus der Kultur, der sich hinter der dampfenden Kaffeemaschine und den turmhohen Papierstapeln verschanzt hat, plötzlich Lust hat, ein E-Book zu lesen. Er ist es schließlich gewöhnt, dass die Verlage ihm regelmäßig ihre Hardcovers zuschicken, die er dann ungelesen im Freundeskreis verteilt. Eine per E-Mail gesendete Datei wird er gar nicht erst öffnen, ein kleines Päckchen schon eher.

8. Die richtigen Klamotten

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der Herr aus der Kultur, den ihr kontaktiert, schon erste Erfahrung mit Selfpublishern gemacht haben (schlimmer noch: Er hat von diesem Phänomen gehört). Da sich Feuilletonjournalisten als eine Art Türsteher der schönen Künste betrachten, wird der Journalist es als seine Pflicht ansehen, dieses kulturelle Lumpenproletariat aus seinem hochwertigen Club herauszuhalten, als den er seine Zeitung ansieht. Diese Vorurteile bei den Kulturschaffenden muss man leider kennen und sie lassen sich nur mit einem topgemachten Produkt entkräften. Wer ein Buch voller Rechtschreibfehler oder mit einem selbstzusammengebastelten Photoshop-Cover schickt, kann es auch gleich bleiben lassen. Wer in einen Nobelclub aufgenommen will, muss schließlich auch die richtigen Klamotten tragen.

Für welche Strategie ihr euch auch entscheidet (hoffentlich für einen Mix!), lasst euch nicht entmutigen, wenn die Journalisten nicht beim ersten Kontaktversuch anbeißen. Wer bei den Medien arbeitet, ist es gewohnt, Themen abzulehnen. Das muss auch sein, denn es gibt schlichtweg keinen Platz für jede Geschichte. Entsprechend sollte man eine Absage nicht persönlich nehmen. Im Grunde ist es bei der PR so wie in der Liebe: Wer eine schönen Frau daten will, darf keine Angst vor Körben haben.

Weblinks von Markus Ridder:

ridderpr.de
markusridder.com
facebook.de/ridderkrimis

Foto: Oliver Jung

Geschrieben von

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