1. August 2024 /
Luise Finsterbusch
Autorin des Monats: Madita Tietgen
Wer immer schon eine Schwäche fürs Reisen hatte, ist hier perfekt aufgehoben – denn Madita Tietgen lädt uns immer wieder zu neuen, traumhaften Romankulissen ein. Und nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Autorinnenalltag inspiriert sie uns fortwährend. Im folgenden Interview berichtet sie von der Bedeutung des Schreibens und ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Wir sollten jedoch vorwarnen: Fernweh ist vorprogrammiert!
Deine erste Buchreihe spielt in Irland und deine neue Reihe in Schweden: Wie kam es zu diesem Standortwechsel mit Start deiner „Schweden im Herzen“-Reihe? Was reizt dich als Autorin an gerade diesen zwei Orten?
Ich habe als Kind beinahe jeden Sommer mit meiner Familie in Schweden verbracht. Deshalb ist dieses Land für mich automatisch mit einer wunderbaren Zeit verbunden. Wann immer ich an Schweden denke oder dort bin, geht es mir gut. Dieses Gefühl wollte ich mit meiner neuen Reihe transportieren.
Meine erste Reihe spielt in Irland, da ich während meines Studiums ein Auslandssemester in Dublin gemacht habe und mich während meines Aufenthalts in Land und Leute verliebt habe. Die erste Buchidee hatte ich tatsächlich zu ebenjener Zeit und so kam es ganz von selbst, dass die Geschichte sich ihren Schauplatz quasi selbst ausgewählt hat. Bis heute spüre ich eine tiefe Verbindung zu der grünen Insel und kann deshalb die Reihe noch lange nicht enden lassen.
Deine Reihen sind bis hin zum großartigen Coverdesign in sich schlüssig. Wie erstellst du das Design deiner Bücher? Was ist dir gerade beim Design des Covers wichtig?
Ich setze hier von ganzem Herzen auf die Cover-Designerin Grit Bomhauer. Sie hat zunächst meine Irland-Cover entworfen und später auch meine Schweden-Titel. Mir war und ist es immer wichtig, dass man den Büchern ansieht, dass sie zusammengehören. Ob ein Teil des Titels oder die Schrift oder der Aufbau des Covers – wenn die Leser*innen meine Cover sehen, sollen sie sofort merken, dass es von mir ist. Und ich freue mich wirklich sehr, dass das inzwischen tatsächlich auch der Fall ist.
Ich weiß, dass es bei Cover natürlich auch gewisse Trends gibt, denen man womöglich folgen könnte. Aber um ehrlich zu sein, möchte ich in erster Linie, dass das Cover mir gefällt. Denn ich habe die Geschichte geschrieben und ein Bild davon im Kopf. Dieses Bild möchte in den Leser*innen mitgeben, selbst wenn ich damit vielleicht nicht bei irgendwelchen Trends mitmache.
Auf Instagram hast du davon berichtet, dass das Schreiben für dich – wie vermutlich für viele Autor*innen – eine ganz besondere Rolle und Funktion einnimmt. Was schätzt du daran besonders? Was für eine Bedeutung hat das Schreiben genau für dich?
Mir hat das Schreiben vor einigen Jahren ganz konkret aus einer schwierigen Situation heraus geholfen. Ich litt damals an psychosomatisch bedingten Schmerzen im gesamten Körper. Das ging soweit, dass ich nicht mal mehr in der Lage war mir einen Kaffee zu machen oder ein Brot zu schmieren – mit gerade mal Anfang zwanzig. Meine Therapeutin fragte mich recht bald zu Beginn meiner Schmerz- und Psychotherapie, was ich eigentlich machen wollen würde, wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen. Ich sagte, ich würde gerne für eine Zeit lang nach Schweden, in ein Haus am See und dort meinen Roman schreiben, den ich schon so viele Jahre im Kopf hatte. Daraufhin fragte sie mich, was denn dagegen spräche das zu tun. Ich zählte allerhand Gründe auf. Wir nahmen einen nach dem anderen genau unter die Lupe, nur damit ich nach einer Stunde feststellte: Eigentlich hält mich nichts davon zurück – vorausgesetzt ich bringe den Mut dafür auf.
Das habe ich und nach nur drei Wochen in Schweden war ich das erste Mal seit mehr als zwei Jahren schmerzfrei. Das Schreiben hat mich glücklich gemacht und mir ein Ventil geliefert, meine Gedanken zu verarbeiten. Es ist jetzt – vier Jahre später – immer noch so, wenn ich einige Tage mal nicht schreibe, werde ich unleidlich, es geht mir schlichtweg schlechter. Zu schreiben bedeutet für mich, eine Auszeit von der Realität zu nehmen und gleichzeitig die Wirklichkeit, in der ich lebe, zu verarbeiten.
Anfang dieses Jahres hast du den Schritt in die Selbstständigkeit als Autorin gewagt. Kannst du uns schon einen ersten „Erfahrungsbericht“ dazu geben? Hast du vielleicht Tipps für Autor*innen, die vielleicht ebenfalls mit dem Gedanken spielen?
Es war die absolut richtige Entscheidung, obwohl man sich praktisch von der Gunst der Leser*innen abhängig macht. Das ich nun aber tatsächlich davon leben kann, kann ich die meiste Zeit immer noch nicht glauben, weil es mir so surreal vorkommt. Selbstständigkeit war für mich immer ein rotes Tuch. Dass ich jetzt diesen Schritt wirklich getan habe, hat unheimlich viel Mut gekostet. Aber dieser Mut lohnt sich. Deshalb kann ich folgendes von Herzen empfehlen:
- Mindest-Marke setzen: Rechne dir aus, was du mindestens durchschnittlich pro Monat einnehmen musst, um alle Fixkosten und regelmäßigen Investitionen begleichen zu können. Sich das genau vor Augen zu führen hilft ungemein einen realistischen Blick zu bekommen und sich überlegen zu können, kannst du in Vollzeit davon leben? Berücksichtige, dass du bei einer Vollzeitautorenschaft wesentlich mehr Zeit in deine Bücher und deren Vermarktung investieren kannst. Das zahlt sich aus.
- Investieren: Auch wenn es anfangs erst mal weh tut, tätige kluge Investition. Ich habe zum Beispiel alles was Cover, Print-Umschlag oder Buchsatz angeht an externe Dienstleister ausgelagert, weil ich keinen Nerv habe mich zeitaufwendig in das Thema einzuarbeiten und am Ende trotzdem nicht mit der Qualität zufrieden zu sein. Also lieber den Profi ranlassen und dafür bezahlen – denn auch hier gewinnst du wieder Zeit für andere wichtige Dinge deiner Autorschaft.
- Langfristig planen: Denke weiter als bis zur nächsten Veröffentlichung. Mach dir einen genauen Plan, wann du welches Buch in den Handel bringst und teile dir deine Zeit entsprechend in die unterschiedlichen Produktionsschritte ein und gib dem ganzen noch einen zeitlichen Puffer. Ich veröffentliche dieses Jahr vier Romane, habe aber bereits meine Pläne bis 2026 durchgetaktet. Das klingt vielleicht seltsam, aber es hilft mir meine Selbstständigkeit zu sichern und Stück für Stück abzuarbeiten.
- Denke strategisch: Ich weiß, dass manche am liebsten aus dem Bauch heraus schreiben. Manchmal ist das auch gut und wichtig. Aber mach dir Gedanken, was dir wirklich etwas bringt. Vollzeitautor:in zu sein bedeutet, deine Bücher sichern dein Einkommen – also veröffentliche das, was dir Geld bringt (und dir gefällt). Ich habe schnell gelernt, dass in meinem Fall das Stilmittel „Reihe“ das A und O ist. Ich sehe bei jeder Veröffentlichung, dass die Zahlen aller in dieser Reihe beheimateten Romane nach oben gehen. Sie werden durch die neue Veröffentlichung regelrecht gepusht, weil es immer jemanden gibt, der mich über meinen aktuellen Roman zum ersten Mal sieht und so überhaupt erst auf meine Reihe kommt. Und da alle Romane unabhängig von einander gelesen werden können, fangen manche mit Band VIII an und kaufen sich dann die vorherigen sieben Bücher nach und nach dazu.
Dein Buch Mittsommersterne war im November 2023 Teil des tolino media Lieblingsbuch- Programms. Wie war es für dich, dein Buch in den Buchhandlungen zu entdecken?
Einfach unglaublich. Für mich war es die Bestätigung für meine harte Arbeit, für die ich durchaus manches Mal hinterfragt werde. Ich leiste viel, um den Weg als Autorin gehen zu dürfen und für das Lieblingsbuch ausgewählt zu werden und damit ein neues Level an Sichtbarkeit zu bekommen, war für mich unfassbar wertvoll und vor allem wertschätzend.
Obwohl Dreiviertel meiner Verkäufe durch eBooks generiert werden und ich davon leben kann, ist es ja am Ende doch der Traum als Autorin im stationären Buchhandel auszuliegen. Man hat fälschlicherweise den Gedanken, dass man es erst dann tatsächlich als Autorin geschafft hat. Ich war mit meinem damals zweieinhalbjährigen Sohn im Laden und er ist zielstrebig ohne von mir darauf hingewiesen zu werden auf das Buch zugelaufen. Er kannte das Cover ja von uns zuhause im Wohnzimmer. Und als er das Buch in die Hände genommen, es mir gebracht und gerufen hat „Schau Mama, dein Buch!“ – das war ein ganz starkes Gefühl. Ich schreibe für mich, aber auch um meinem Sohn zu zeigen, dass es sich lohnt für seine Träume zu kämpfen und zu arbeiten. Denn irgendwann können sie dadurch wahr werden.
Warum hast du dich für tolino media entschieden?
Ich liebe das Team von tolino media. Man bekommt einfach so schnell Hilfe, wenn man sich meldet. Das ist super!
Aber bevor ich das wusste, habe ich mich vor allem für tolino media wegen des Lieblingsbuch-Programms entschieden. Ich wollte als Selfpublisherin im stationären Handel ausliegen und das ist ja nicht so einfach. Ausschlaggebend war aber auch die finanzielle Seite. Die Marge ist für uns Autor*innen meiner Meinung nach wirklich gut. Essentiell ist für mich auch die Vergabe von Marketing-Plätzen bei der tolino Allianz. Das ist eine für mich extrem einfache, kostenlose und gleichzeitig ungemein gewinnbringende Möglichkeit Sichtbarkeit für meine Romane zu erhalten.
Michael Hirtzy erschafft in seinen Büchern fantastische Welten, die zum Träumen und Staunen einladen. Mit seinem Erstlingswerk „Vor dem Abgrund“ belegte er 2020 den 3. Platz beim tolino media Newcomerpreis. Im Interview gewährt uns Michael … Autor des Monats: Michael Hirtzyweiterlesen
Geschrieben von
Luise Finsterbusch
Luise Finsterbusch arbeitet aktuell als Werkstudentin bei tolino media und studiert nebenher im Master Medienpsychologie. In ihrer Freizeit verkrümelt sie sich gern mit einem guten Buch aufs Sofa und tankt Energie mit einer gesunden Portion Kaffee.
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