Der 1. Platz des tolino media All-time Favorites Awards geht an Catherine Strefford. Mit ihrem Roman „Welcome to my Ghost World“ führt die Autorin uns nicht nur in die Welt der Jugend, sondern auch in die Welt des Geistes Kaya. Mal melancholisch, mal humorvoll begleiten wir gespannt Lu und Kaya bei ihrer Recherche, was Kaya zugestoßen ist. Im Interview erzählt uns Catherine Strefford, was ihr beim Schreiben dieses Buches besonders wichtig war.
Was war deine Reaktion auf die Auszeichnung? Worüber hast du dich am meisten gefreut?
Es war so surreal Fanny Remus über das Siegerbuch reden zu hören, ich dachte nur: „Das kann nicht mein Buch sein, über das sie da redet.“ Als sie dann sagte, dass sie das Buch als Teenager gebraucht hätte, ist meine Aufregung dann aber doch noch mal in die Höhe geschossen. Und dann wurde tatsächlich das Cover von „Welcome to my Ghost World“ eingeblendet. Meine Reaktion darauf war ein ungläubiger Freudenschrei und dann habe ich geweint, weil ich gar nicht wusste, wohin mit meinen Gefühlen. Was ihr alle dann noch gesagt habt, musste ich mir dann später noch mal anschauen, weil ich vor Freude und Gratulationen der lieben Menschen um mich herum, die nächsten Minuten gar nicht mehr mitbekommen habe.
Mit meinem Buch auf dem ersten Platz zu landen (schon wieder), ist eine unglaublich schöne Wertschätzung meiner Arbeit und bedeutet mir sehr viel, aber am meisten gefreut habe ich mich tatsächlich über Fannys Worte und wie viel ihr das Buch bedeutet hat. Genau das ist der Grund, warum ich Bücher schreibe; in der Hoffnung, dass jemand sich von meinen Geschichten gesehen, geborgen und dadurch in irgendeiner Form geheilt fühlt.
Warum eignet sich gerade deine Coming-of-Age-Geschichte für so viel Tiefgang?
Der schleichende Übergang von der Jugend zum Erwachsensein, birgt ja an sich schon viele Themen für Tiefgang: Freundschaften verändern sich, weil Weltansichten sich ändern, erste Liebe kann ein Thema sein und nicht immer ist die erste Beziehung eine gute und gesunde, das Verhältnis zu den Eltern wird zu Weilen auf die Probe gestellt und zu alledem kommen Abschlussprüfungen, Entscheidungen über eine Zukunft, die man sich noch gar nicht vorstellen kann und das hoffnungsraubende Weltgeschehen. Man muss sich in diesem Alter über so viele Dinge klar werden: Ist es wichtiger cool zu sein oder authentisch? Ist die erste/neue Liebe wichtiger als Freundschaften? Ist die Weltansicht der Eltern auch die eigene oder kristallisieren sich unterschiedliche Ansichten heraus?
Ich finde, all das bietet unglaublich viel Raum, um Tiefgang zu schaffen. Denkanstöße zu bieten, Beispiele zu zeigen, wie eine Alternative aussehen könnte und leider auch darauf vorzubereiten, dass selbst wenn man alles richtig macht, das Ende nicht immer so ausgeht, wie man es sich vorstellt oder erhofft – was aber gleichzeitig auch immer neue Möglichkeiten mit sich bringen kann.
Was war dir bei der Behandlung von den in deinen Content Notes genannten Themen wichtig und worauf hast du hinsichtlich deiner wahrscheinlich auch jungen Leserschaft bei diesem Buch geachtet?
Ich schreibe in meinen Büchern für Jugendliche oft über Themen, über die andere Erwachsene mit Jugendlichen nicht oder nur ungerne reden möchten. Ein Ausklammern schmerzlicher oder unangenehmer Themen, was meiner Meinung nach sehr unfair gegenüber den Kindern und Jugendlichen ist. Wenn die Märchen immer gut ausgehen, die Geschichten immer ein Happy End haben und dann stolpert man als junger erwachsener Mensch schließlich in die Welt und lernt auf dem harten Weg: Oh, es geht ja doch nicht immer alles gut aus. Liebe kann weh tun, Menschen unglaublich gemein oder sogar bösartig sein, Arbeitgebende oder Universitäten haben nicht auf einen gewartet und vor allem nicht immer das Beste für alle im Sinn. Und man ist da auf einmal mittendrin, ohne Netz oder doppelten Boden und gleichzeitig soll man die nun erwachsene Person sein, die alles schon weiß und jegliche Situation richtig einschätzen kann – was einfach paradox ist.
Darum ist es mir so wichtig auch unangenehmen Themen Platz zu geben. Denn ich denke, es ist besser sich mit Themen wie beispielsweise Queer- oder Frauenfeindlichkeit, den Verlust eines geliebten Menschen oder die schiere Überforderung mit der Volljährigkeit in einem eigens gewählten Raum, zu einem eigens gewählten Zeitpunkt zu beschäftigen, wenn man selbst die Kontrolle hat und pausieren kann, wenn es zu viel wird. Denn im echten Leben hat man selten die Möglichkeit Zeitpunkt oder Raum zu wählen oder auf die Pausetaste zu drücken, wenn die unangenehmen Themen zur Tür reinstolpern. Da fragt niemand: Passt das gerade für dich? Es explodiert einfach um einen herum und man sitzt mittendrin und muss irgendwie damit fertig werden. Da kann ein kleines bisschen Vorerfahrung, im Sinne von wenigstens schon mal drüber nachgedacht zu haben, durchaus hilfreich sein.
Bereits 2020 hast du unsere Jury mit deinem Werk “Nur kurz leben” begeistern können. Was hast du als Nächstes geplant?
Es ist noch nicht in trockenen Tüchern, aber das Projekt, das ich als nächstes veröffentlichen möchte, ist ein New-Adult-Roman, den ich auf meinen Social-Media-Kanälen schon ein paar Mal als „Polyromance“ erwähnt habe. Für mich etwas völlig Neues, denn ich schreibe zum ersten Mal eine Liebesgeschichte, die auch spicy Szenen enthält. Da mir persönlich hetero Liebesgeschichten aber nichts geben und ich dementsprechend wenig Spaß habe, darüber zu schreiben, ist sie queer und es geht um eine Polybeziehung. Aber wie gewohnt auch wieder um tiefere Themen, wie Selbstfindung und sich nicht selbst in einer Beziehung oder Idee zu verlieren. Das Erweitern des Horizontes, um des eigenen Glück Willens und das Wiedererlernen, dass die Meinung anderer nicht so viel Wert haben sollte, wie die eigene.
Die Arbeit am Projekt macht unglaublich Spaß und ich liebe es Zeit mit den Figuren zu verbringen und ihre Geschichte zu erzählen. Gleichzeitig freue ich mich aber auch schon auf das Jugendbuch und ein weiteres New-Adult-Buch, die auch schon in den Startlöchern stehen.
Und ein Lehrbuch zum Thema Buchsatz möchte ich zwischenzeitlich auch gerne fertig stellen und veröffentlichen. Genug Ideen sind da.
Warum hast du dich für tolino media entschieden?
Ich bin ein großer Fan davon lokale Unternehmen mit Menschlichkeit und Herz den großen meist eher ausbeuterischen Unternehmen vorzuziehen, daher bin ich damals bei meiner ersten Veröffentlichung natürlich auch auf tolino media gestoßen, als ich mich damit beschäftigt habe, wie ich meine Bücher veröffentlichen möchte. In fünf Jahren habe ich schon einige Distributoren und Dienstleistende ausprobiert – und gewechselt. Die einzige Konstante ist tolino media, die mich von Tag Eins an mit allem überzeugt haben. Jede Frage wird zeitnah beantwortet (oft auch doppelt, weil ich vergesse, dass ich schon mal gefragt habe), ein „das geht nicht“ habe ich in all den Jahren nur selten gehört (und wenn, dann eher weil es technisch nicht machbar war, aber nicht, weil nicht der Wille des Teams bestand) und es wird immer lösungsorientiert gearbeitet – das mag ich sehr, weil ich selbst auch so arbeite. Es ist ein Miteinander, ich fühle mich bei tolino media als Mensch und nicht einfach nur als irgendeine Kundennummer. Ich fühle mich wertgeschätzt, obwohl ich nicht solche Verkaufszahlen erziele, wie die großen Namen des Selfpublishings. Ich durfte das Team auch schon durch meine Juryarbeit vor einigen Jahren und auf verschiedenen Events kennenlernen und es ist immer eine große Freude, weil alle im Team so herzlich und sympathisch sind. Die Kernkompetenz Essen, ist da nur die Kirsche auf dem großen Eisbecher mit Sahne. ;-)
Neugierig geworden auf Platz 1? Hier gehts zum Buch:
Mit einem dumpfen Laut landet das Notizbuch auf dem Teppich. Auf der ersten Seite ist fast alles mit schwarzem Filzstift ausgemalt worden. Die Stellen, die ausgelassen wurden, bilden Buchstaben. Kunstvoll verschnörkelte Buchstaben. „Welcome to my Ghost World“, begrüßen sie mich.
Life sucks, soviel weiß die siebzehnjährige Lu. Am liebsten will sie nichts mit der Welt zu tun haben und mit ihrem Groll auf die Menschen allein sein. Das kann sie vergessen, als Kaya auftaucht und Lu um Hilfe bittet herauszufinden, was ihr zugestoßen ist – denn Kaya ist ein Geist und niemand außer Lu kann sie sehen.
Ein grauenhaftes Geheimnis, eine Bedrohung kaum erkennbar und eine Freundschaft, die Grenzen überwindet.
Die Autorin Catherine Strefford liest aus ihrem preisgekrönten Werk vor! Schaut gerne rein:
Wenn ihr mehr über Catherine Strefford erfahren wollt, dann schaut gern bei ihrem Instagram Account und ihrer Website vorbei.
Auf unserem Blog findet ihr zudem weitere Infos zur Shortlist des All-time Favorites Awards sowie unseres Zweitplatzierten Brandon Q. Morris und unserer Drittplatzierten Angela Marina Reinhardt.
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